Alfred Ernst Rosenberg - Alfred Ernest Rosenberg - Letzte Aufzeichnungen von 44

Started by Tytus Levi von Rosenberg on Saturday, December 28, 2019
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12/28/2019 at 4:15 AM

Bl.-Dahlem 3.12.44.
Seit gestern bin ich wieder in d. Rheinbabenallee eingezogen. Über ein Jahr hat man mir den Notbau eingerichtet. Etwas her, aber doch ist so etwas wie eine heimliche Atmosphäre gekommen. Im Hotel schlimm[?], ist auf die Dauer furchtbar, jedenfalls arbeiten kann man da schwer, vor allem, wenn man abends nicht gewöhnt ist, zu schreiben oder sich sonst besonders zu konzentrieren. – Aus den letzten Trümmern meines Hauses waren auch noch Reste meiner Bibliothek herausgefischt worden. Zerrissen, verbeult, noch immer voller Mörtelstücke und Glassplitter. Heute morgen greife ich Rilkes „Briefe aus Muzot“ heraus. Welch eine ferne, in manchem aber doch wieder anregende Welt. Rilkes Briefstil ist wohl überlegt – für künftige Leser. Er will alle geistigen Fäden von vor 1918 wieder anknüpfen, nirgends feindlich anstossen. Er schreibt an Annette Kolb, lässt ausgerechnet René Schickelé grüssen, lobt Beer-Hoffmann, weiss sich vor Entzücken über Proust nicht zu lassen..., dann aber folgen schöne, menschlich schöne Seiten, geistige Aussprache mit Menschen. Wie hart, manchmal einseitig hart mussten [sic] wir sein, um vielleicht wieder eine Zeit zu schaffen, da Dichter wieder über Kunst, Komposition und Seele einander schreiben können, selbst über manche Grenzen hinweg. Wie viel Zeit seit der Jugend vergangen ist, erlebte ich einem [sic] bis ins Innerste 1940 in Paris. Im Mai 1914 wohnte ich einige Wochen in der Nähe des Boulevard Raspail. Ich hatte diese Strasse in Erinnerung als breit, hell und sonnig. 1940 fahre ich im Auto von der Stadtseite hinauf. Ein dunkler Boulevard. Da fiel mir ein, dass in diesen 26 Jahren die Platanen hoch gewachsen waren u. ich in ihrem Schatten dahinfuhr. Da wurde mir bewusst, was ein Vierteljahrhundert ist. Das kl. Künstlercafé La Rotardi, vergrössert, verunstaltet, entartet. Wie manches andere.
Neulich hatten wir in Dresden ein „europäisches Gespräch“. Mit Marcel Diat[?], dem Rat von Flandern, Wallonen und Holländern. Alle fragten mich, warum der „Mythus“ nicht übersetzt worden wäre. Ich antwortete ihnen, dass er

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